Montag, 9. Mai 2011

Der Untergang (1): Die Tuchels dieser Welt

Ich wache morgens auf, stehe auf, und automatisch verformt sich mein ausgemergelter, von Pein zerfressener Körper in bizarren Verrenkungen zu dem Wort "Warum" (das Fragezeichen forme ich mit einer Milchkanne und einem Spülstein. Nein, fragen sie nicht).
Ich - wie auch andere - finden keine letztgültige Antwort auf den spektakulären Selbstmord der Frankfurter Eintracht, die am nächsten Samstag beim Meister Borussia Dortmund standesgemäß begraben werden wird und so lange bedienen wir uns mit ungewöhnlichen Superlativen, denn anders können wir es nicht fassen. Zu ähnlich benimmt der Verein sich sportlich (und zuletzt auch politisch) wie ein Mensch, der wegen plötzlichem Wahnsinn Suizid verübt. Doch aus dem Meer des unerklärbaren Irrsinns ragen auch Leuchttürmer der Rationalität. 
Der absurde Absturz in der Rückrunde, zu dem wir uns dieses Jahr entschlossen haben, hätte letzte Saison keine Folgen gehabt. Nur zweimal in den letzten 10 Jahren waren 34 Punkte und unsere Tordifferenz von -16 nicht genug um drin zu bleiben. Pech, könnte man meinen. Ja aber.
Der Abstieg gründet sich auch darauf, dass wir es mit richtigen Schwergewichten da unten zu tun hatten. Die üblichen Verdächtigen sind abgehauen und zwar nach oben. Thomas Tuchel hat in den letzten zwei Jahren in Mainz nichts mit dem Abstieg zu tun gehabt. Letztes Jahr 9., dieses Jahr mindestens 5. Platz. Nürnberg und Cheftrainer Hecking mit seinen Gündogans, Ekicis und Schiebers, 6. . Der SC Freiburg mit einem schlauen Trainer Dutt und natürlich Cissé, 8. Platz, von Hannover will ich gar nicht anfangen. Wenn es die nicht erwischt, dann eben andere.
Wenn man beispielhaft für den Charakter der Saison ein Match nennen müßte, dann das Hinrundenspiel Wolfsburg vs. Mainz, 3:4, nach 3:0 Führung der Wolfsburger. Im Nachhinein war das ein Fanal. Söldnertruppen wie Wolfsburg  sind wieder und wieder vorgeführt worden, dick etablierte wie der VfB Stuttgart hatten Probleme,  Werder Bremen hatte sich für diese Saison den vollen Ausbruch der Krise und den daraus resultierenden Umbruch vorgenommen. Bruchhagens Theorie der zementierten Bundesliga war dieses Jahr obsolet und das ist das Problem. Mit harter, akribischer Arbeit kann man dem Geld ein Schnippchen schlagen, sagt uns die Tabelle. Hätte Bruchhagens Theorie totale Gültigkeit wie in den letzten Jahren, wir wären genau da, wo wir im pessimistischsten Fall hätten sein sollen: 14., vielleicht 13. Platz. 
Nimmt man zu den Anomalien noch Dortmund hinzu, scheint es klar, eine neue Generation von in Deutschland ausgebildeten Spielern und ihren recht unbekannten Trainern hat diese Saison fast etwas auf den Kopf gestellt, und die SGE zahlt die Zeche. Die Eintracht hat, im Bestreben nichts falsch zu machen, wohl was nicht ganz richtig gemacht, als es auf ein "weiter so" in kleinen Schritten setzte. Aber hätte sie überhaupt können oder wollen? Darüber sollte man reden, jedenfalls: Die Bundesliga ist "tuchelisiert" und das hat die Klinge, die wir uns scheinbar in die Brust stießen, mit Gift versehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen